B.O.
König, Y.O. Schumacher, A. Schmidt-Trucksäss, A. Berg
Med. Universitätsklinik
Freiburg, Abtlg. Rehabilitative & Präventive Sportmedizin
Autonome kardiovaskuläre Kontrolle und Herzfrequenzvariabilität bei
Ausdauerathleten, Kraftsportlern und untrainierten Normalpersonen
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Problemstellung: Ausdauertraining und
sportliche Aktivität führt zu Anpassungsprozessen im
Herzkreislaufsystem, welche eine erhöhte Leistungsfähigkeit dieser
Einheit ermöglichen. Andererseits führen kardiovaskuläre Erkrankungen zu
Funktionseinschränkungen dieses Systems. Neben mit bildgebenden
Verfahren darstellbaren morphologischen Adaptationen kommt es zu
Veränderungen im Einfluß des autonomen Nervensystems auf die kardiale
Funktion. Die Herzfrequenzvariabilität (HFV) stellt eine aktuelle,
nichtinvasive Meßmethode zur Darstellung der Einflüße von Sympathicus
und Parasympathicus auf die autonome Kontrolle des Herzens dar. Ziel der
vorliegenden Untersuchung ist es, Unterschiede in der HFV zwischen
Ausdauertrainierten, Kraftsportathleten sowie untrainierten Gesunden
aufzuzeigen, um Anhalte und Einflußfaktoren über die autonome Kontrolle
des kardiozirkulatorischen Systems in diesen Gruppen zu gewinnen.
Methodik: 3 altersangeglichene
Gruppen (Ausdauertrainierte N=99, davon Radsport Straße n=27, Radsport
Offroad n=5, Triathlon n=22, Leichtathletik n=2, Fussball n=3, Biathlon
n=40; Kraftathleten N= 10,davon Gewichtheben n=6, Ringen n=4;
Normalpersonen N=46;) wurden mittels automatisierter HRV Messung (Zeit-
und Frequenzdomäne) in einem standardisierten Lagewechsel-Test
untersucht. Vegetative Störgrößen wurden mittels eines Fragebogens
erfaßt. Mittelwerte und Gruppenunterschiede wurden berechnet.
Ergebnisse: Trainierte Sportler
zeigten im Vergleich zu Normalpersonen eine signifikant höhere
Vagusaktivität (Zeitdomäne: MeanNN, SDNN, CVNN, pNN50, p < 0,01) sowie
eine schnellere Regulierung der autonomen Kontrolle nach Lagewechsel. Es
zeigten sich signifikanten Unterschiede bezüglich der sympathovagalen
Balance (Frequenzdomäne: Ln LF/HF) in den Liegephasen. Die
Ruheherzfrequenz zeigte keine signifikanten Unterschiede. Im Vergleich
zwischen Ausdauer und Kraftsport zeigt sich im Bereich der Zeitdomäne
meanRR ein signifikanter Unterschied (p=0,02), was sich auch im
Unterschied der Ruheherzfrequenz wiederspiegelt. Im Vergleich der
Sportarten untereinander zeigen sich signifikante Unterschiede vor allem
zwischen den Biathlonathleten und den Gewichthebern im Bereich der
Zeitdomäne. Selbst zwischen den Ausdauersportarten Biathlon und
Straßenradsport zeigen sich vereinzelt signifikante Unterschiede in der
Zeitdomäne.
Schlußfolgerung: Trainierte
zeigen signifikante Unterschiede im Anpassungsverhalten ihrer autonomen
kardialen Kontrolle im Vergleich zu Normalpersonen. Während
Ausdauerathleten sich deutlich von Normalprobanden unterscheiden und vor
allem im Bereich der Zeitdomäne auch signifikante Unterschiede zu
Kraftathleten aufweisen, ist dies zwischen Kraftathleten und
Normalpersonen nicht in dieser Deutlichkeit gegeben. Dies könnte ein
Hinweis darauf sein, daß aufgrund der sich unterscheidenden
Belastungsweise der Kraftsport mit einer höheren Sympathischen Aktivität
einher und die parasympatische Regulation in Ausdauersportarten eine
größere Rolle spielt. |