In der vorliegenden Studie wird die
diagnostische Aussage der Herzfrequenzvariabilität (HRV) bei
standardisierter Fahrradergometrie untersucht. Im Vordergrund stand
dabei die Fragestellung, ob ein Zusammenhang zwischen der HRV und
praxisrelevanten leistungsdiagnostischen Parametern besteht und
inwieweit die HRV für die Ableitung individueller Trainingsbereiche
genutzt werden kann.
Die HRV verringert sich mit zunehmender
körperlicher Belastung. Diese Abnahme widerspiegelt Veränderungen der
vegetatven Steuerung der Herztätigkeit (Abnahme des Vagotonus und
Zunahme des Sympathikotonus).
Die HRV-Parameter des Streudiagramms (stda,
stdb), der Zeitbereichsanalyse (SD, rMSSD) und der Frequenzanalyse (TP,
LF, HF) zeigen unter Belastung einen charakteristischen Verlauf. Nach
einem Steilabfall der HRV zu Beginn der Belastung folgt eine weitere
langsame Abnahme im mittleren Intensitätsbereich. An diese Phase
schließt sich bei den Kurzzeitvariabilitätsparametern (stdb, rMSSD, HF),
die Veränderungen des Vagotonus repräsentieren, eine Plateaubildung
mit einem geringen Wiederanstieg zum Belastungsende hin an, während die
Langzeitvariabilitätsparameter (stda, SD, TP, LF) eine kontinuierliche
Abnahme bis zum Belastungsabbruch aufweisen.
Bei 46 gut trainierten Ausdauerathleten der
Sportarten Triathlon und Radsport (26
± 6 Jahre,
75,3 ±
8,9 kg, 183,2 ±
5,4 cm, maximale Leistung Pmax 4,66
± 0,45 W/kg,
VO2max 61,1 ±
5,0 ml/kg·min ) wurde die Dynamik der HRV bei standardisierter
Fahrradergometrie (Belastungsbeginn 40W, Stufendauer 5 min, Steigerung
um 30W bis zur Ausbelastung) in Relation zu kardiopulmonalen (Hf, VO2)
und metabolen Funktionsgrößen (Leistung bei Lactat 2 und 4 mmol/l, IAS
nach Dickhuth) untersucht. Bei 12 Sportlern erfolgte zur Überprüfung der
Reproduzierbarkeit der HRV-Parameter eine Kontrolluntersuchung nach zwei
Tagen.
Bei allen Sportlern fand sich eine
signifikante Abnahme der HRV. Die Plateaubildung der
Kurzzeitvariabilitätsparameter begann bei durchschnittlich 1,5 mmol/l
Lactat (55% Pmax, 70% Hf max, 55% VO2max). Das individuelle
Minimum der Kurzzeitvariabilitätsparameter wurde als HRV-Schwelle
definiert und lag bei durchschnittlich 2,4 mmol/l Lactat (67% Pmax, 80%
Hfmax, 67% VO2max). Die HRV-Schwelle verschiebt sich analog
zu metabolen und ventilatorischen Schwellen in Abhängigkeit von der
Ausdauerleistungsfähigkeit. Die HRV-Schwelle lag bei den Sportlern im
Durchschnitt knapp 10% unter der Leistung der IAS.
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