Ein sehr gut zu lesendes und vor allem
laienverständliches Buch zum Thema Gehirn und Emotionen legt der
französische Neurologe David Servan-Schreiber vor. Nach einer sehr
kurzen Einführung in die Wissenschaft vom Gehirn, bemüht sich der Autor
vor allem darum, mehrere Methoden zu erläutern, die einen Einklang
(„Kohärenz“) zwischen Verstand, Gefühl, Körper und Außenwelt fördern.
Ein solcher Einklang ist für ihn die Basis von Glück und Erfüllung bzw.
seelischer Gesundheit. Vor allem folgende Methoden sind aus seiner Sicht
wissenschaftlich mittlerweile sehr gut belegt und bieten sich daher „als
neue Medizin der Emotionen“ an:
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Die Herstellung von Kohärenz
zwischen unterschiedlichen Körperrhythmen (insbesondere Herz, Blutdruck
und Atmung) sowie eine Verbesserung der sog. Herzfrequenzvariabilität
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die neuro-emotionale
Integration durch Augenbewegungen (EMDR)
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die Nutzung von Lichtenergie
(„Simulation der natürlichen Morgendämmerung“)
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Akupunktur
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Die gesunde Ernährung des
„emotionalen Gehirns“ durch Omega-3-Fettsäuren
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Gesunder Sport
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Die gesundheitsfördernde
Wirkung guter, insbesondere liebevoller Beziehungen (unter Umständen
auch zu Tieren oder Pflanzen)
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Eine von Herzen kommende
(emotionale) und gewaltfreie Kommunikation
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Die Entwicklung von
Lebenssinn, der über die eigene Person hinausreicht
Die besondere Leistung
des Autors liegt weniger darin, eigene neue Erkenntnisse vorzustellen,
als vielmehr darin, eine Synthese bewährter nicht-medikamentöser
Behandlungsmaßnahmen zu versuchen. Das von ihm geschürte Hilfepaket
bietet sich vor allem zur Therapie und Vorbeugung emotionaler Störungen
an, wie sie insbesondere Stress, Angst und Depression zugrunde liegen.
Dem Neurowissenschaftler und sozial engagiertem Arzt geht es besonders
auch darum, die künstliche Trennung von Körper und Seele (Verstand) zu
überwinden und die noch immer unterschätzte Bedeutung des emotionalen
Gehirns bewusst zu machen.
Besonders hilfreich
wirkt das Buch, wo es relativ konkrete und damit auch praktisch
umsetzbare Vorgehensweisen aufzeigt, beispielsweise beim Thema
Kommunikation.
Kritisch lässt sich
anmerken, dass weitere wichtige „Gesundheitsfaktoren“ etwas zu kurz
kommen (wie z. B. eine erfüllende Sexualität). Auch fehlt ein Hinweis
auf einschlägige Beiträge des Wissenschaftlers Antonovsky, der als einer
der ersten den Begriff der Kohärenz mit Leben erfüllte („Sense of
coherence“). |